interview monika bartnik

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Die Hilfe für Menschen mit CF wird in Polen vor allem von lokalen Vereinen getragen, unter anderem auch Mukohelp, einem Verein der von Frau Monika Bartnik gegründet wurde.
Frau Bartnik hat mit Beginn des Krieges in kürzester Zeit ein Hilfsnetzwerk für die Lieferung von Hilfsgütern in die Ukraine aufgebaut. Dazu betreibt sie eine Lagerhalle, in der sie Hilfsgüter für ukrainische CF Patient:innen aus ganz Europa empfängt und zwischenlagert. In regelmäßigen Abständen organisiert sie die Lieferung dieser Hilfsgüter über die Grenze, in die Ukraine. 
Auch die erste Medikamentenlieferung von Atemspende e.V. wurde von Frau Bartnik in dieser Lagehalle zwischengelagert und am nächsten Tag über einen, von ihr organisierten Transport nach Lemberg gebracht. 
Im Rahmen der Begleitung unserer ersten Lieferung konnten Frau Poplawska und Herr Vogel Frau Bartnik treffen und sie bezüglich der aktuellen Situation interviewen. 
Das Interview stellen wir im folgenden in einer deutschen und englischen Übersetzung zur Verfügung. 
Die originale Aufnahme des Interviews in polnischer Sprache kann außerdem hier heruntergeladen werden.

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interview deutsch

Krystyna Poplawska: Vielen Dank für die Einladung in Dein Haus und für den köstlichen Kaffee. Wir möchten uns kurz mit Dir darüber unterhalten, wie es Dir gelungen ist, Monika, in so kurzer Zeit so eine Unterstützungsbasis aufzubauen, mit deren Hilfe viele verschiedene Materialien, Medikamente und bestimmt auch verschiedene andere Dinge den Hilfsbedürftigen in der Ukraine gebracht werden.
Monika Bartnik: Diese Hilfe war möglich, weil so viele Menschen sich engagiert haben. Unsere Organisation existiert seit 2017 und zu den Mitgliedern zählen viele Ehrenamtliche und befreundete Menschen. Nach dem Ausbruch des Krieges aktivierte ich diese Kontakte. Mit meinen Freunden, die unter anderem an der Grenze beschäftigt sind, wollten wir so schnell wie möglich Hilfe für die bedürftigsten Mukoviszidose-Kranken in der Ukraine organisieren. Deswegen haben wir zusammen mit Muko Koalicja, einem Dachverband von allen Mukoviszidose-Hilfsvereinen und Organisationen in Polen, abgesprochen, dass wir Hilfsgüter sammeln werden. Mit Hilfe eines befreundeten Leiters von einem der Grenzübergänge und eines Fahrers aus der Ukraine ist es mir gelungen, Transporte in die Ukraine zu organisieren.
Krystyna Poplawska: Das ist absolut beeindruckend! In so kurzer Zeit! Wie viele solcher Transporte sind bis jetzt aus deinem Lager gestartet?
Monika Bartnik: Es waren drei große Transporte. Eurer war der größte. Das waren drei bis aufs Dach beladene Transporter. Einer der Transporte startete mit humanitärer Hilfe, die nicht im Zusammenhang mit Mukoviszidose stand. Er enthielt Windeln für Kinder, Taschentücher, Hygieneartikel für Frauen aber auch sonstige Hygieneartikel. Ja, so ein Transport ist uns gelungen zu organisieren.
Krystyna Poplawska: Danke! Ich habe gehört, dass Du auch direkt ukrainischen Familien hilfst. Könntest Du uns etwas darüber erzählen?
Monika Bartnik: Ja, das hängt damit zusammen, dass wir hier so nah an der Grenze sind, 30 bis 40 km. Wir haben angeboten und in sozialen Medien die Information verbreitet, dass Familien, die auf polnischer Seite ankommen, bei uns Zuflucht finden können. So können wir eine erste Hilfe leisten. Wir können sie von der Grenze abholen, sicher zum Hotel fahren, warme Mahlzeit und die Möglichkeit zur Erholen anbieten und das für so viele Tage garantieren, wie sie brauchen. Dann helfen wir beim Organisieren einer Weiterreise, weil sie sehr oft weiter reisen wollen. Außerdem betreuen wir jetzt ein 2 Jahre und 8 Monate altes Mädchen, das an die Mukoviszidose erkrankt ist. Zuerst reiste sie nur mit ihrer Mama und einem 13 Jahre altem Bruder. Vorgestern hat uns auch der 27 Jähriger Bruder mit seiner Freundin erreicht. Er studierte in Kiew und die beiden saßen dort zuerst fest. So kümmern wir uns jetzt hier um diese fünfköpfige Familie und sind dabei, für sie Arbeit und eine kostenlose Unterkunft für die Zeit ihres Aufenthaltes in Polen zu suchen.
Krystyna Poplawska: Diese Familie möchte in Polen bleiben. Das kann ich verstehen, sie fühlen sich hier in guten Händen.
Monika Bartnik: Am Anfang haben sie überlegt, nach Deutschland zu reisen. Aber sie wissen jetzt, dass in Dziekanowo Lesne ein Zentrum für die Behandlung der Mukoviszidose existiert, diese Möglichkeit wollen sie nutzen und zuerst in Polen bleiben. Sie denken absolut nicht an eine Rückkehr in die Ukraine. Der Ehemann ist beim Militär und daher ist alles ungewiss. In ihrer Region ist es sehr unruhig. Sie sind aus der Doniezk-Region geflüchtet, also einen sehr weiten Weg; praktisch vom anderen Ende der Ukraine. Sie erzählen, dass sie hier in Polen eine Arbeit finden und einfach hier leben möchten und dass sie sich hier sicher fühlen.
Krystyna Poplawska: Was benötigen die Mukoviszidose-Kranken am dringlichsten?
Monika Bartnik: Darüber bekommen wir einige Informationen. Das sind Enzyme wie Kreon, aber auch alles für Inhalationen wie z.B. Kochsalz. Außerdem werden Antibiotika wie Kolistin oder Pulmicor gebraucht. Das sind auch die Medikamente, die zu unserer Organisation von den Menschen, die wir betreuen, fließen und mit denen wir von unseren Unterstützern geholfen bekommen, indem sie die am meisten benötigten Sachen sammeln. Wir haben einige akkubetriebene Inhalationsgeräte gekauft, die wir auch verschicken. Auch einfache, stationäre Inhalationsgeräte haben wir bereits in einem Transport in die Ukraine verschickt. Also alles, was uns erreicht, leiten wir so schnell wie möglich weiter. Wir haben bereits ein Netz von Freunden gebildet so, dass wir eigentlich bis Mittwoch die Pakete sammeln und sie am nächsten Tag weiterleiten. An jedem Donnerstag Morgen startet so ein Transport und gegen Mittag erreicht er Frau Dr. [] in Lemberg.
Krystyna Poplawska: Was würdest Du Dir wünschen für die kommenden Tage und was könnten wir tun, wie können wir helfen?
Monika Bartnik: Ich denke, man braucht viel Kraft und Ausdauer aber dank solcher Menschen wie euch, die sich unmittelbar engagieren, die mit guten Worten unterstützen aber auch mit der Hilfe, die sie eben leisten können und sie organisieren ergibt das alles einen Sinn. Mit der Hilfe – Eure Hilfe war sehr groß – sind wirklich in der Lage, Schicksale der kranken Menschen, die in der Ukraine geblieben sind, zu ändern. Wir wissen, dass viele an Mukoviszidose-Erkrankten noch keine Möglichkeit hatten auszureisen und wir sind sehr offen für die verschiedenen Formen der Zusammenarbeit. Der Kontakt mit euch ist sehr wichtig für uns. Nach Polen flüchten überwiegend erwachsene Mukoviszidose-Kranke und es ist sehr schwer, ihnen in Polen adäquat zu helfen. Wir hoffen auf eure Unterstützung beim Organisieren eines Transfers von diesen Menschen nach Deutschland.
Krystyna Poplawska: Wir danken Dir für dieses Gespräch und die Zeit, die Du für uns geopfert hast.
Monika Bartnik: Ich danke Euch auch, dass ich Euch kennenlernen durfte, für Euren Beitrag zu dem was wir hier machen und dass Ihr ein Teil des großen Werkes geworden seid.
Krystyna Poplawska: Vielen, vielen Dank.

interview english

Krystyna Poplawska: Thank you very much for the invitation to your house and for the delicious coffee. We would like to talk to you about how you managed to establish such a great base of support in this short amount of time to deliver many different materials, medicines and certainly various other goods to the people in need in Ukraine.
Monika Bartnik: This help was possible because so many people got involved. Our organization has existed since 2017 and its members include many volunteers and friends. After the outbreak of the war, I activated these contacts. With my friends, some of which are employed at the border, we wanted to organize help for cystic fibrosis patients in Ukraine as soon as possible. Therefore,
together with Muko Koalicja, an umbrella organization of all cystic fibrosis support associations and organizations in Poland, we agreed to collect humanitarian and medical supplies. With the help of the director of one of the border crossings, who is a friend of mine, and the support of a driver from Ukraine, I managed to organize transports into Ukraine.
Krystyna Poplawska: That is absolutely impressive! In such a short time! How many such transports have started from your warehouse so far?
Monika Bartnik: There were three big transports. Yours was the largest. All three transports were loaded to the roof. One of the transports started with humanitarian aid, which was not related to cystic fibrosis. It contained diapers for children, handkerchiefs, hygiene products for women, but also other hygiene products. Yes, we managed to organize such a transport.
Krystyna Poplawska: Thank you! I heard that you also help Ukrainian families directly. Could you tell us something about that?
Monika Bartnik: Yes, it is related to the fact that we are so close to the border here, 30 to 40 km. We have offered and spread the information in social media that families arriving on the Polish side can find refuge with us. In this way, we can provide a first support to them. We can pick them up from the border, drive them safely to the hotel, offer warm meals and the possibility to rest and guarantee that for as many days as they need. Then we help organize onward travel because very often they want to travel further. In addition, we are now taking care of a 2 years and 8 months old girl who has cystic fibrosis. At first she traveled only with her mom and a 13 year old brother. The day before yesterday we were joined by her 27 year old brother and his girlfriend. He studied in Kiev
and they were stuck there first. So now we are taking care of this family of five here and are in the process of looking for work and free accommodation for them for the time of their stay in Poland.
Krystyna Poplawska: This family wants to stay in Poland. I can understand that, they feel they are
in good hands here.
Monika Bartnik: At the beginning, they were thinking about going to Germany. But now they know that in Dziekanowo Lesne there is a center for the treatment of cystic fibrosis, they want to use this opportunity and stay in Poland first. They absolutely do not think about returning to Ukraine. The husband is in the military and therefore everything is uncertain. There is a lot of unrest in their
region. They fled from the Doniezk region, a very long way; practically from the other side of Ukraine. They tell me that they want to find a job here in Poland and just live here, they feel safe here.
Krystyna Poplawska: What do the cystic fibrosis patients need most urgently?
Monika Bartnik: We get some information about that. It’s enzymes like creon, but also everything for inhalations like saline. Also, antibiotics like colistin or pulmicor are needed. These are also the medications that flow to our organization from the people we support and are helped with by our supporters collecting the most needed items. We have purchased some battery operated inhalers that we also send out. We have also already sent simple stationary inhalers in a delivery to Ukraine. So everything that reaches us, we forward as soon as possible. We have already formed a network of friends so that we collect the packages until Wednesday and forward them the next day. Every Thursday morning such a transport starts and around noon it reaches Dr. [] in Lviv.
Krystyna Poplawska: What do you wish for in the coming days and can could we do, how can we
help?
Monika Bartnik: I think it takes a lot of strength and perseverance, but thanks to people like you, who are directly involved, who support with good words, but also with the help they can provide and organize, it all has a purpose. With the great support – your help was very signifcant – we are really able to change destinies of sick people who stayed in Ukraine. We know that many people
suffering from cystic fibrosis have not yet had the opportunity to leave and we are very open to the various forms of cooperation. Contact with you is very important for us. Mostly adult cystic fibrosis patients flee to Poland and it is very difficult to help them adequately in Poland. We hope for your support in organizing a transfer of these people to Germany.
Krystyna Poplawska: We thank you for this interview and for the time you spent with us.
Monika Bartnik: I am grateful for meeting you, for your contribution to what we are doing here and for becoming a part of this great project.
Krystyna Poplawska: Thank you very, very much.